SALON FRANKFURT 2010

Beschreibung

Es war ein erfolgreicher Start für den SALON FRANKFURT. Das gemeinsam mit der Fotografin Diana Djeddi entwicklete Format dient der Verständigung zwischen theoretischem Diskurs und praktischer Erwerbswelt im Design. In sehr offenen Gesprächsformaten debattieren Praktiker, Forscher, Theoretiker und alle dazwischen zu aktuellen Themen der Disziplin. Wir bedanken uns ganz herzlich beim grossartigen Publikum, den Referenten und allen Unterstützern.

Gibt es eine generöse Form des designens? Dies ist die Erste einer Reihe von Fragen die wir in loser Folge, in verschiedenen Formaten und mit unterschiedlichen Personen diskutieren wollen. Den Auftakt bildet unser erster SALON FRANKFURT, den wir am 9. September 2010 bei basis veranstaltet haben.

 

Wenn Sie auch in Zukunft dabei sein wollen, kontaktieren Sie uns bitte per Mail. Wir nehmen Sie gerne auf den Verteiler.

Unsere Gäste waren drei Designer, die aus Ihrer Praxis berichtet haben und ein Theoretiker, der uns einen kritischen Blick auf die Konsumkultur vermittelt hat. Hier finden Sie die vier Statements unserer Gäste als Audioslideshow und für die tollen Bilder bedanken wir uns bei Angelika Zinzow.

Generöse Gestaltung oder generöses gestalten?

Zur Ergänzung hier eine kleine Gedankennotiz von Kai Rosenstein auf der Suche nach dem »generösen« am Design.

Die Designforschung versandet im Theoriestreit. Was ist Forschung im, mit und für Design? Wieviel Einfluss hat Design? Wie geht Design im Postneoliberalismus? Viele Fragen zu Methoden, Richtungen und Haltungen, doch wenig Konkretes für die Designpraxis.

Design ist alltäglich, es geschieht jeden Tag und jeden Tag kommen neue Designobjekte auf den Markt. Doch nur selten steckt aktuelle Designtheorie in dieser Praxis. In der Theorie wird der vom Designer geforderte Schutz der Autorschaft auch als eine Pflicht zur Verantwortung gegenüber der Gesellschaft postuliert. Diese gesellschaftliche Verantwortung soll sich in ethischen, also nachhaltigen und sozial verantwortlichen Entwürfen genauso niederschlagen, wie es auch von Unternehmen, Institutionen und Konsumenten gefordert wird.

Im funktionalen Sinne des Designs ist das noch recht einfach. Wir gestalten leichte, rezyklierbare, effektive, sparsame also ressourcenschonende Objekte. Doch Designartefakte haben bekanntlich eine zweite Seite – eine sinnstiftende. Hier wird es schwieriger. Elegant, übersichtlich, hochwertig, robust – diese «Werte» gehören zum alltäglichen Designkanon, doch was, wenn es vielschichtiger wird? Schon bei klug, authentisch oder mutig wird es schwieriger. Aber grosszügig? Was soll das sein im Design? Wie verhält es sich mit der Generösität im Design? Dabei bevorzugen wir diesen Begriff als Ableitung vom französischen Begriff générosité, welcher sich im Wortursprung auf die noble Geburt bezieht und so im Vergleich zum deutschen Wort grosszügig nicht nur die bildlich grosse Geste in grossen Zügen darstellt, sondern wesentlich vielschichtiger erscheint.

Ein Grund für die anscheinende Schwierigkeit, diese Begriffe in Designkonzepten zu denken liegt unter anderem darin, dass sie nicht nur für sich alleine wirken, sondern immer im Bezug zu anderen Akteuren und Artefakten. Sie stehen im engen Zusammenhang mit Fragen der Tugend, der Ethik und der Moral. Doch eben hier wird es kompliziert weil unterschiedliche Konzepte aufeinandertreffen. Wirtschaftliche, soziale, kulturelle und persönliche Interessen definieren sie jeweils unterschiedlich. So wird generöses Gestalten zum Begriff zwischen den Fronten und meint eben nicht das, was man bei Google findet, wenn man grosszügige Gestaltung eintippt – unendlich viele Immobilienbeschreibungen von grosszügig gestalteten Luxuswohnungen.

Können wir also überhaupt generös gestalten oder machen wir das nicht sogar bereits? Wohnt bestimmten Designobjekten eine Generösität inne? Wie generös kann ein Designer im Entwerfen sein? Was gibt er dem Designobjekt on top mit – ohne dass es verlangt, bezahlt, gedankt wird? Denn dann wäre es ja keine generöse Gabe mehr. Nicht als zusätzliche Designleistung für seinen Kunden sondern für den Nutzer, Rezipienten, Konsumenten, Leser?

Im Gegenzug müssen wir uns dann konsequenterweise auch fragen, ob wir damit Einfluss auf unsere Umwelt haben. Welchen Einfluss hat die Gabe, die wir unseren Designs dann mitgeben auf die Benutzer? Sehen sie die Generösität? Werden sie dadurch etwa zu besseren Menschen? Wird die Welt durch generöses Design eine generösere Welt?

Otl Aicher stimmt optimistisch: «die qualität der entwürfe ist die qualität der welt.» sagt er. Wir laden ein, praktische Beispiele zu suchen, vorzustellen, Antwortversuche zu formulieren oder uns die Illusion zu rauben – den Diskurs zu eröffnen.